
REDEUNFLÜSSIGKEITEN
Bei Redeunflüssigkeiten handelt es sich um Störungen der zeitlichen Koordination des Sprechens, die sich in vielfältigen Symptomen ausdrücken. Dazu kommen häufig Verhaltenssymptome wie Vermeidung, Sprechanstrengung oder körperliche Bewegungen, die den Zuhörenden nicht angemessen erscheinen.
Somit handelt es sich um eine sehr individuelle Sprachstörung, die sich bei jedem einzelnen Betroffenen anders äußern kann und nicht selten von motorischen und psychosozialen Symptomen begleitet wird. Viele Ursachen werden diskutiert, gelten aber nicht als hinreichend bewiesen, so z.B. genetische Ursachen. Bei aller Forschung ist bis heute die Ursache für Redeunflüssigkeiten wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
STOTTERN
Es kommt zu Unterbrechungen des Redeflusses oder des Sprechablaufs. Symptome können Wiederholungen, Dehnungen und Blockaden sein. Stotternde Menschen sind sich ihrer Störung bewusst. Häufig treten Begleitsymptome wie Mitbewegungen des Kopfes oder der Arme auf. Auch psychische Auswirkungen wie Sprechangst und sprecherische Vermeidungen können auftreten.
Bei jüngeren Kindern tritt sehr häufig in manchen Lebensphasen die sogenannte entwicklungsbedinge Unflüssigkeit auf, die Symptome erscheinen aber nur vorübergehend, können aber wiederholt auftreten. Etwa 80 % aller Kinder in Deutschland zeigen im Laufe ihrer Entwicklung Symptome von Redeunflüssigkeiten aber nur bei 3 -5 % bleiben die Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen. Hier ist es besonders wichtig Begleitsymptome zu beobachten und dem Kind dabei zu helfen, diese abzubauen. Stottern kann den betroffenen Menschen aber auch sein Leben lang begleiten, ca. 1 % aller Erwachsenen in Deutschland sind betroffen. Die Redeunflüssigkeit sollte die Betroffenen aber in ihrer Lebensgestaltung nicht beeinträchtigen.
POLTERN
Die Poltersymptomatik ist gekennzeichnet durch ein schnelles, unrhythmisches, unorganisiertes und häufig nicht verständliches Sprechen, sowie durch fehlerhafte Lautbildung, Lautersetzungen und „Verschmelzungen“ von Lauten und Silben (Artikulationsfehler). Die Poltersymptomatik tritt seltener auf aus das Stottern, lediglich 0,78 % der 7– 8– jährigen Kinder ist davon betroffen. Poltern kann betroffenen Menschen aber auch ein Leben lang begleiten. Polternde Menschen haben kein Störungsbewusstsein. Folgende Begleitstörungen können beobachtet werden:
- Im Kommunikationsverhalten fallen Kinder mit einer Poltersymptomatik dadurch auf, dass sie Gesprächsregeln missachten (ins Wort fallen; monologisieren)
- Die Poltersymptomatik wird nicht selten von Konzentrationsstörungen, Störungen der auditiven Verarbeitung und Lese- Rechtschreibschwäche begleitet.
- Es kommt zu einer gestörten Rhythmisierung des Sprechens, die sich durch wechselhafte Beschleunigungen des Sprechens und Stockungen äußert.
- Es kommt zu Problemen bei der Wortfindung, sodass die Sprache z.B. mit Pausenwörtern wie „äh“ oder „mm“ gefüllt wird, um eine Unterbrechung im Redefluss zu verhindern.
- Es kommt zu grammatikalischen Fehlern, z.B. durch Auslassungen und Verschmelzungen von Wortendungen, die im Satz grammatisch bedeutsam sind (Flexionsendungen).
Ziele der Therapie ist es, die Symptome der Redeunflüssigkeit durch eine differenzierte Diagnostik individuell in den Blick und ein, auf den betroffenen Menschen abgestimmtes Therapiekonzept zu entwickeln. Im Rahmen der Therapie ist es wichtig den betroffenen Menschen Sprechtechniken zu vermitteln, um die Symptomatik kontrollieren und modifizieren zu können.
- Beim Stottern bedeutet das, z.B. Sprechblockaden hin zu weichen Dehnungen oder lockeren Wiederholungen zu verändern.
- Beim Poltern ist es wichtig, eine Wahrnehmung für das eigene Sprechtempo zu entwickeln, um den Redefluss unterbrechen zu können und auftretende Sprachfehler (Wortfindung; Grammatik; Artikulation) zu verhindern und so Sprache zu verbessern und das Kommunikationsverhalten.
Hinzu kommen:
- Patienten-, Eltern- und Angehörigenberatung. Die Elternberatung kann ein wesentlicher Schwerpunkt der Behandlung von sehr jungen Kindern mit auftretenden Redeunflüssigkeiten sein.
- Der selbstbewusste Umgang mit der Symptomatik, die wie beschrieben Menschen ein Leben lang begleiten kann. In dem Fall ist es sinnvoll die Therapie in Intervallen oder als wiederkehrende Intensivtherapie sattfinden zu lassen.
- Abbau von Begleitsymptomen.