Cute little girl at speech therapist office

März 7, 2024

Sprach-Entwicklungsstörung

Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen zeigen Auffälligkeiten in der altersnormalen kindlichen Sprachentwicklung. Folgende Bereiche können betroffen sein: Wortschatz, Grammatik; Lautverwendung im Wort (Phonologie), Lautaussprache/Artikulation (Phonetik), auditive Verarbeitung (Verstehen), Mundmotorik – häufig als begleitende Maßnahme während einer kieferorthopädischen Regulation.


Wortschatz

Je mehr Wörter gelernt werden und zur Verfügung stehen, desto mehr fängt das Kind an zu sortieren, es bildet Kategorien: so gibt es Obst aber auch Gemüse, es gibt Tiere aber auch andere Lebewesen. Die Lebewesen lassen sich wiederum unterteilen, weil sie mal auf dem Land, mal im Wasser leben und auch mal fliegen können.

Kinder die nur über einen geringen Wortschatz verfügen, haben Probleme bei der Wortfindung oder kennen die Bedeutung (Semantik) eines Wortes nicht. Betroffene Kinder kennen einige wenige Wörter, mit denen sie viele Dinge benennen, sie umschreiben und benutzen Füllwörter und sprechen in unvollständigen Sätzen. Die Symptomatik ist auch bei Kindern zu beobachten, die mit mehr als einer Sprache aufwachsen und bei Kindern mit einem verspäteten Sprechbeginn.

Ziel der Therapie 

ist der Wortschatzaufbau, sowie die Vermittlung von Bedeutungskonzepten.


GRAMMATIK (DYSGRAMMATISMUS; SYNTAKTISCH-MORPHOLOGISCHE STÖRUNG)

Bei den betroffenen Kindern ist eine fehlerhafte oder unvollständige Verwendung des grammatischen Regelsystems zu beobachten beobachten, z.B. Schwierigkeiten in der Artikelverwendung, oder der Pluralbildung („Apfels“ statt „Äpfel“) oder im Satzbildung, z.B. bei der Verbstellung („ich Kindergarten gehen“).

Das gesamte grammatische Regelsystem wird in der Abfolge einer bestimmten Reihenfolge (Phasen) erworben. Dies erfolgt unbewusst. Ein wesentlicher Lernprozess ist das Nachahmen von grammatischen Strukturen, in dem Kinder grammatisch korrekte Sprache in ihrem Umfeld hören wenn mit ihnen gesprochen wird.

Ziel der Therapie 

ist daher der spielerische Aufbau des grammatischen Regelsystems der deutschen Sprache. Dabei ist es wichtig, dass die Kinder nicht die Regeln präsentiert bekommen, sondern Sprache erleben, die das Regelsystem präsentiert und den Kindern ermöglicht sprachlich regelgerechte Erfahrungen zu machen. 


LAUTVERWENDUNG IM WORT (PHONOLOGIE)

Kinder erwerben Sprache unter anderem in dem sie die Sprachlaute ihrer Muttersprache in einer bestimmten Abfolge erwerben. Diese Laute werden in einer jeweils bestimmten Reihenfolge miteinander kombiniert, sodass sie ein Wort ergeben.

Der Erwerb der Regeln zur Kombination von Lauten kann gestört sein, sodass das betroffene Kind zwar einen sprachlichen Laut aussprechen kann, es kann diesen aber im sprachlichen Kontext eines Wortes nicht korrekt verwenden.

Z.B. kann ein Kind den Laut /k/ artikulieren, ersetzt in Wörter mit /k/ diesen Laut aber: es sagt z.B. „Tanne“ statt „Kanne“. Damit verbunden ist gleichzeitig eine fehlende Bedeutungsunterscheidung, sodass es bei Fehlerhäufungen in der Aussprache dazu kommt, dass das betroffene Kind schlecht verstanden wird.

Ziel der Therapie 

ist es, zunächst die auditive Wahrnehmung für den betroffenen Laut  zu trainieren um anschließend ein neues Artikulationskonzept festigen zu können.


LAUTAUSSPRACHE / ARTIKULATION (PHONETIK)

Dem Kind gelingt die korrekte Aussprache eines Lautes sprechmotorisch nicht störungsfrei, z.B. durch eine eingeschränkte Zungenmotorik. Häufig ist der Laut /s/ betroffen, sodass von Sigmatismus gesprochen wird, oder Lispeln.

Ziel der Therapie 

ist die Verbesserung der Lippen- und Zungenbeweglichkeit (myofunktionelle Übungen) und darauf aufbauend auch Artikulationsübungen zur Bildung des betroffenen Lautes auf Laut-, Silben-, Wort- und Satzebene. Schließlich wird auch der Transfer in die Spontansprache begleitet. Methodisch orientieren wir uns an der Therapie nach van Riper, sowie die Psycholinguistisch orientierte Therapie (P.O.P.T.) nach Fox.


AUDITIVE VERARBEITUNGSSTÖRUNG (AVS)

Das Kind ist darin beeinträchtigt Informationen aus gesprochener Sprache weiterzuverarbeiten bei gleichzeitigem normalem Hörvermögen. Das Kind fällt auf, weil es Informationen „nicht versteht“. Z.B. wird dem Kind gesagt „gehe dir bitte die Hände waschen, bevor du dich an den Tisch setzt“ und das Kind setzt sich zum Essen an den Tisch. Es verarbeitet die Zweiteilung und zeitliche Reihenfolge der Aufgabe nicht und kann es deshalb nicht wie gefordert umsetzen.

Dabei ist die auditive Verarbeitung eine zentrale Kompetenz des Spracherwerbs insgesamt. Schon als Säuglinge ohne eigene Sprechkompetenz, sind die Kinder damit beschäftigt die Sprache ihres Umfeldes zu erkennen, mögliche Informationen zu registrieren und zu beurteilen: sie erkennen die Stimmen von vertrauten Personen (Mutter, Vater), sie erkennen Stimmungen am Stimmklang, sie lernen jede Facette der Muttersprache durch auditive Verarbeitung und können in Folge der Verarbeitung selber zunehmend kommunikativ werden. 

Ziel der Therapie 

ist das Training der verschiedenen Teilfunktionen der verschiedenen Teilfunktionen der Hörverarbeitung: Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Sequenzierung, Diskriminierung, Synthese.


MYOFUNKTIONELLE STÖRUNG

Es handelt sich um ein muskuläres Ungleichgewicht im Mund- Gesichtsbereich: der Lippen, der Wangen, der Zunge. Betroffene Kinder zeigen häufig Symptome wie offener Mund, schlaffe Lippen, Mundatmung. Dabei entwickeln Artikulations- und Schluckbewegungen starke dynamische Kräfte auf den Kiefer. In dem Fall wird von einer myofunktionellen Störung gesprochen, dessen Kardinalsymptom der Zungenvorstoß beim Schlucken (viszerales Schlucken) ist. Die myofunktionelle Störung kann Zahnfehlstellungen verursachen, in jedem Fall aber begünstigen.

Es besteht die Möglichkeit, dass die gewünschte Zahnstellung durch die kieferorthopädische Regulierung alleine nicht erreicht werden kann. Damit sich der Erfolg langfristig einstellt, ist es häufig nötig die Zungenbewegung zu verändern, sodass die logopädische Therapie eine Begleittherapie im Rahmen der kieferorthopädischen Regulation ist.

Ziel der Therapie 

ist es mit den betroffenen Kindern, häufig auch Jugendlichen den Bewegungsplan der Zunge zu verändern und dabei die Bewegung der Zunge nach vorne während des Sprechens und Schluckens zu verändern.


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